Pandemie-Soziologie und Unten-ohne-Entertainment


Was Freunde angeht, bin ich ja eher Minimalist. Qualität vor Quantität. Ursache ist möglicherweise eine kleine Prise Misanthropie gepaart mit dem guten Gefühl, auch mal mit sich allein in bester Gesellschaft zu sein. Was nicht heißen soll, dass ich KEINE Freunde habe. Die die ich habe, habe ich schon ewig und die Hälfte dieser exklusiven kleinen Sammlung an Herzensmenschen ist wie ich der Auffassung, dass wahre Freundschaft auch nach Jahren des „Sich-nicht-sehens-und-hörens“ ungetrübte Vertrautheit ist. Warum ich heute mit einer solch sozio-emotionalen Tiefenbetrachtung einsteige? Ich habe eine Überleitung zu Streamingdiensten gebraucht.

Was nicht heißen soll, dass ich KEINE Freunde habe. Die die ich habe, habe ich schon ewig und die Hälfte dieser exklusiven kleinen Sammlung an Herzensmenschen ist wie ich der Auffassung, dass wahre Freundschaft auch nach Jahren des „Sich-nicht-sehens-und-hörens“ ungetrübte Vertrautheit ist. Warum ich heute mit einer solch sozio-emotionalen Tiefenbetrachtung einsteige? Ich habe eine Überleitung zu Streamingdiensten gebraucht.

Für mich sind gestreamte Serien (und manchmal auch die richtig guten Filme) immer ein bisschen wie Freundschaften. Man verbringt eine echte gute Zeit miteinander, freut sich darauf, sich wiederzusehen, wird immer vertrauter. Wenn das Ganze dann endet, empfindet man eine Leere und sucht nach Ersatz. Dabei wird es umso schwerer Ersatz zu finden, je mehr man versucht das Neue mit dem Dagewesenen zu vergleichen. Wer von den Nutzern der Streamingdienste kennt ihn nicht, den gemütlichen Trailer-Abend. Das unkoordinierte Umherirren im endlosen Unterhaltungsdschungel getrieben von dem Wunsch endlich anzukommen zwischen Darstellern und Handlung, zwischen Vertrautem und Neuem? Wenn ich der Suche überdrüssig bin, wage ich meist etwas. Dann klicke ich auf irgendeinem Film aus der ArtHouse-Kategorie oder einfach auf ein Titelbild, das mir gefällt. Das endet dann in der Regel damit, dass ich nach 10 Minuten einschlafe und Herr Müller nach 90 Minuten konstatiert: „War gar nicht SO schlecht.“ Oder umgekehrt. Übrigens, um den Glaube des Lesers an meine intellektuelle Unversehrtheit nicht ganz zu enttäuschen: dieses Phänomen des Endens einer guten Freundschaft und der anschließenden Suche nach Ersatz empfinde ich regelmäßig auch nach guten Büchern. Ich finde ja, Empfehlungen nehmen der Sache zumindest ein bisschen die Komplexität. Wenn jemand sagt: „Hier, das passt zu dir!“ muss man erstmal nicht selbst suchen und hat im Zweifel sogar einen Sündenbock wenn es doch nicht passt. Funktioniert bei Filmen und Büchern ebenso wie bei Freunden.

Daher heute eine Filmempfehlung: Beim Streamingdienst mit dem großen A ist ab sofort „Das kleine Vergnügen“ verfügbar. In dem Film geht es um die sexuelle Erweckung eines Mannes im besten Alter und den Job als Sexshop-Verkäuferin, um die wirtschaftlichen Folgen einer Scheidung zu bekämpfen. Ich finde ja, das klingt nach einer Entertainment-Freundschaft mit Potential. Welche Rolle SelfDelve im Film spielt, findet ihr am besten selbst raus.

Neben Sex und guter Unterhaltung, zählt Essen für mich derzeit ja zu den Energiequellen und Refugien des Alltags gerade in dieser Zeit. Die Youtuber vom NACHSCHLAG-Team, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, Geschichten hinter dem Tellerrand zu erzählen, gehen in ihrer Reportage der Frage nach, ob Lebensmittel als Sextoy taugen und kommen bei ihrer Recherche natürlich an Anja nicht vorbei. Es gibt spannende Einblicke in die Dildomanufaktur und für mich die Erkenntnis, dass Spargel nicht nur im Frühsommer seinen Reiz zu haben scheint, Gewürzgurken uns zu Bodybuildern machen und Ingwer sein Potential auch jenseits meiner Asiapfanne entfalten kann.

Für alle, die das geschriebene Wort dem gesprochenen vorziehen, gibt’s bei German Adult News – dem Erotik Entertainment Magazin ein Interview mit Anja zum Lesen. Ich kann nicht sagen, was mich mehr triggert in dem Artikel: die Aussicht auf ein neues „süßes“ Toy als Liebhaberin der Lakritzstange oder Anjas Interesse an Gemeinwohlökonomie, gerade im Wahljahr 2021.

Diese Zeiten zwingen uns, dem World Wide Web und seinen Unterhaltungs- und Kommunikationsformen ihre Vorzüge abzugewinnen. Mir fiel das zugegebenermaßen anfangs schwer, aber spätestens mit der Erkenntnis für eine Weiterbildung dank Onlineformat keine Hose zu benötigen, war das Eis gebrochen. Unterhaltung, der Blick über den Tellerrand oder ein Galeriebummel. Geht ja zum Glück auch digital. Anja hat im Rahmen der Jubel-Toys-Verlosung so viele schöne Farbideen der glücklichen Gewinner am LUFT-Toy verewigt, dass sie die Ergebnisse unbedingt in der Galerie mit euch teilen möchte. Schaut mal rein. Die Tatsache, dass sich die meisten Teilnehmer des Gewinnspiels ein abstraktes buntes Spielzeug wünschten, weil der Mais schon längst zu Hause eingezogen ist, spricht für mich sowohl für das Überleben der Kreativität auch in digital dominierten Zeiten als auch für den pandemiebedingten Gemüseaufschwung in den Haushalten. Die Zahl der Veganer*innen und Vegetarier*innen soll sich ja seit Beginn der Pandemie verdoppelt haben.

Ich hab das Gefühl, die Welt erwacht so allmählich aus ihrem Dornröschenschlaf. Irgendwie allerdings ziemlich langsam für mein Empfinden. Aber ich als geheime Erfinderin der Snooze-Funktion am Wecker darf mich da nicht beschweren. Zumindest die Natur könnte dann aber endlich mal das Snoozlen beenden. In der Dresdner Manufaktur scheint die Schlummerphase schon überstanden zu sein (gab es jemals eine?). Hier suchen nämlich nach einem Frühjahrsputz einige Unikate mit ordentlichem Rabatt eine neue Bleibe. Schaut mal rein, wenn schon fehlende Wärme und Sonne die Glücksgefühle nicht pushen, dann vielleicht Schnäppchenshopping. Bei mir klappt das immer ganz gut.

Ich werd‘ mich dann mal aufmachen, diesen späten wechselhaften März… äh Maitag zu genießen. Leute, ich wollte nicht meckern – das ist hier nicht die Plattform dazu ABER wenn es Ende Mai zu kalt ist für Ohne-Hose-Online-Arbeit und man immer noch mit Stricksocken und Tee vorm PC hockt, dann… (haut mit der Faust auf den Tisch)…

Genug gemeckert. Ich muss los. Hab ne Verabredung mit meinen Freunden Netflix und Kochtopf. Tschüssi.

Eure Frau Müller