Von Lust und Kunst und Steuern – Wie bitte?


Im Grunde mag ich Deko echt gerne. Mir fehlt es allerdings an der nötigen Konsequenz im Umgang mit Deko, insbesondere wenn es um die saisonale Art der Staubfänger geht. Zu Hause führt das dazu, dass der aufmerksame Besucher zu jeder Jahreszeit sowohl Weihnachts- als auch Osterrelikte entdecken kann (ich bin quasi immer vorbreitet, kommt mal ein Feiertag unvorhergesehen), bezogen auf meinen Job wundern sich Spaziergänger gerne mal, warum im Juni immer noch die Schneeflocken an den Fenstern des Klassenzimmers der 2a hängen.

Auch mit Lebenddeko hab ich es nicht so. Sehr zur Freude meiner Katzen, die nagen nämlich am liebsten an halb verdorrten Schnittblumen. Im Grunde liebe ich Blumen, aber sie miauen eben nicht wenn sie Hunger haben und können den Kühlschrank auch nicht alleine öffnen. Es liegt also nicht an mir. Nun ist Sommer (sagt zumindest der Kalender) und den verbindet man ja gemeinhin neben nackter Haut, kühlem Nass und wärmenden Sonnenstrahlen gelegentlich auch mit Blütenpracht. Ich bin was Outdoor-Flowerpower angeht etwa Level Konifere kurz vor Löwenzahn.

Bei Anja von SelfDelve allerdings wachsen und gedeihen sogar Schwertlilien im Garten. Beneidenswert. Glück ist, dass das wunderschöne Lila, Weiß und Gelb der extravaganten Blüten sie zur Minikollektion „Sommerlust“ in genau diesen Farben inspiriert hat. (Eiszapfen, FWF, Wasser, Mais) So kommen all diejenigen, deren gärtnerische Fähigkeiten den meinen ähneln, doch noch in den Sommerblütengenuss. Langlebiger als jeder Blumenstrauß – da hört die Freude nicht mit dem Welken auf.

Aus an dieser Stelle nicht näher zu beschreibenden Gründen soll laut Medien die Kauflust der Menschen im letzten Vierteljahr stark zurückgegangen sein. Als Aphrodisiakum soll sich ab Juli für ganze sechs Monate eine Mehrwertsteuersenkung luststeigernd auswirken. So zumindest der Plan der Verantwortlichen. Ob sich das bei rund 1,60€ Ersparnis pro Toy wirklich lustfördernd auf die ohnehin schon sehr lustvollen Kunden von SelfDelve auswirkt, bleibt fraglich. Fakt ist allerdings, dass die fleißigen Dildobienchen so gar keine Lust haben, alle Preise in mehreren Onlineshops für nur sechs Monate von Hand anzupassen. Verständlich. Anjas Lösung für dieses Problem finde ich dafür grandios. Alle Preise bleiben wie sie sind. Die zusätzlichen Einnahmen aus den drei Prozent gehen nach Ablauf der sechs Monate als Spenden an gleich mehrere gemeinnützige Vereine und Organisationen.

Pinkstinks, eine Protest- und Bildungsorganisation gegen Sexismus und Homofeindlichkeit, ist zum Beispiel dabei. Außerdem soll Medea Dresden unterstützt werden. Als einziges Gesundheitszentrum in Ostdeutschland berät Medea Frauen und Mädchen in Gesundheitsfragen um mehr Eigenkompetenz zu fördern. Last but not least wird Terre des Femmes einen Teil der Mehreinnahmen erhalten. Der Verein setzt sich für die Menschenrechte der Frauen weltweit ein und legt dabei den Fokus besonders auf Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Auf die Art wird aus Steuersenkung gleich eine dreifache Freudensteigerung, nämlich bei Kunden, Händler und Begünstigten.

Weil wir gerade bei Shopping sind. Die schwedische Künstlerin Anna Lanne verkauft in ihrem Online-Shop VULVAGARITY wirklich wunderschönen handgefertigten Schmuck und Deko in Vulvenform. Anna geht es dabei um Gleichberechtigung und Tabubrüche rund um das Intimste aller Frauen. Da sind von Keramik über Makrame und Schmuck bis hin zu Seifen wirklich tolle und sehr geschmackvolle Sachen dabei. Ich persönlich finde die silbernen Kettenanhänger bezaubernd. In meiner Küche findet sich der ein oder andere nützliche Haushaltsgegenstand in Penisform. Vielleicht ergänze ich Deko auf der Wohnzimmeranrichte ja im Sinne der Gleichberechtigung mit einer Vulva-Vase? Mir gefällt die Vorstellung, dass sich die Penisse in der Küche nützlich machen während die Vulven das Feierabendrefugium verschönern.

Wer schon einmal bei SelfDelve geshoppt hat, der weiß, dass die Toyexperten an alles denken. Jedem Spielzeug liegt ein Tütchen Gleitgel bei und in diesem Tütchen Glitschi-Flutsch steckt mehr als nur Spaß. Das Unternehmen pjur arbeitet ebenso familiär wie global. Das muss man erstmal hinkriegen. Diese Tatsache und der Fakt, dass die Produkte von pjur ohne Schnickschnack, dafür aber mit maximaler Wirkung daher kommen, machen es zum vertrauenswürdigen Begleiter aller SelfDelve-Kostbarkeiten. Bei pjur läuft gerade (im Anschluss an eine kleine Umfrage) ein Gewinnspiel – wer also zum Beispiel in der Kaffeepause schon mal an die Abendgestaltung denken will, schaut rein und macht mit.

Zum Mitmachen ruft im Augenblick übrigens auch das deutsche Hygienemuseum auf. Für die neu gestaltete Sexualitätsabteilung der Dauerausstellung (an deren Exponaten auch SelfDelve mit gewerkelt hat) werden Erinnerungen ans erste Mal gesucht. DAS erste Mal? Auch das. Aber auch der erste Kuss, das erste Date, der erste Streit. Stichwort Tagebuch. Wer hat noch eins und möchte damit einen Beitrag für diese tolle Ausstellung leisten? Ich bin da ja echt hin und her gerissen. Vermutlich würde ich zwischen Belustigung, Scham und echtem Schmerz beim Lesen schwanken. Natürlich nicht, wegen dem WAS ich geschrieben habe. Hallo? Natural born Sexgöttin. Schon mit 14. Es lief wie am Schnürchen. *ironieoff* Nein, wirkliche Pein würden mir vermutlich hauptsächlich Ausdruck und Rechtschreibung bereiten. Natural born Lehrer. Keine Ironie.

Original-Aufruf vom DHMD:

ERINNERUNGSSTÜCKE GESUCHT

Du bist oder warst fleißige*r Tagebuchschreiber*in und hast alle wichtigen Momente deines Lebens festgehalten? Dann suchen wir genau dich!

In der neugestalteten Sexualitätsabteilung der Dauerausstellung wollen wir ein Tagebuch ausstellen, in dem ein erstes Mal beschrieben wird. Was heißt das? Wir alle haben viele erste Male im Leben und erleben sie mit jeder*m Partner*in wieder neu: Der erste Kuss, das erste Mal Geschlechtsverkehr, das erste Date oder der erste Streit.... Über solche oder andere erste Male hast du geschrieben und möchtest dein Erinnerungsstück im Museum sehen? Wenn du deine Geschichte und dein Tagebuch mit uns teilen willst, dann schreib uns eine E-Mail an bettina.beer@dhmd.de.
Natürlich besteht die Möglichkeit der Anonymisierung!

Hast du vielleicht kein Tagebuch, aber andere Dinge, die dich an ein erstes Mal in deinem Leben erinnern, wie Liebesbriefe, Stofftiere, Tickets, Fotos, Kleidungsstücke etc.? Wir freuen uns sehr, wenn du dich unter der genannten E-Mail-Adresse meldest und uns deine Erinnerungsstücke zur Verfügung stellst.

Hast du Fragen dazu? Melde dich einfach bei uns!

Ich schnapp mir jetzt Rotstift, Weihnachtsstern und die Osterhasenschule und steig die Leiter zum Dachboden hoch. Ich hoffe nur, dass ich nicht morgen früh aufwache und plötzlich ist Weihnachten.

Seid sommerlich gegrüßt,
eure Frau Müller