Ergebnis des Jahresrückblicks: Positiv!


Günther Jauch wurde von mir ins Homeoffice geschickt. Daher übernehme ich heute mal diese Sache mit dem Resümee. In wenigen Tagen neigt sich dieses Jahr dem Ende und ich denke wir sind uns einig, dass es sich um ein äußerst Denkwürdiges seiner Art handelt. Da die Blogrubrik einer Dildomanufaktur sicher kein geeigneter Ort für Lamento und Verschwörungstheorien ist, habe ich beschlossen angesichts des bevorstehenden Jahreswechsels von der engen und freudlosen Insel der Selbstbemitleider zu entfliehen.

Ich will mich auch gar nicht gedanklich zurückversetzen in die Vulkanbesteigungen, Dschungelwanderungen, Opern in italienischen Amphitheatern, Blumenmärkte Chinatowns oder türkisblauen Südseebuchten meines Reisejahres 2019. Um zufrieden zu sein, genügen mir bereits die gefühlt 1000 Wanderkilometer im sächsischen Mischwald und 10 Tage Bombenbadewetter in Mecklenburg-Vorpommern. Gelernt hat man in diesen Zeiten viel. Ich zum Beispiel dass Misanthropen wie mir Online-Yoga noch mehr Spaß macht als in der Gruppe. Und dass an der Spitze jeder heimischen Trekkingfamilie ein frustrierter Teenager vor sich hin stampft. Im Frühjahr wurde das unfreiwillige Übermaß an Freizeit ja von äußerst wohlwollenden Großwetterlagen veredelt. Bin gespannt wie das jetzt in Runde 2 so wird. Bei Schneegestöber und Eiszapfen fühlt sich Netflix und chillen ja gleich viel richtiger an. Sehr richtig angefühlt hat sich der Eiszapfen von SelfDelve für die französischen Blogger von Objets de Plaisier. Für Aissikul gabs 8,4 von 10 Punkten. Mir persönlich ist der Eiszapfen in meinem Nachttisch auch um einiges lieber als die vor dem Fenster.

Reflektiert hat man viel in diesem Jahr, längst aufgeschobenes ist man angegangen, neue Wege hat man gefunden. Ich habe seit etlichen Jahren endlich mal wieder selbst Fenster geputzt (bis zur nächsten Pandemie), gelernt wie man aus Kichererbsenwasser Eischnee zaubert und joggt, während man einen Hula Hoop Reifen um die Hüfte kreisen lässt. So rum betrachtet, doch eigentlich ein recht produktives Jahr. Apropos neue Wege. Nachdem sich pessimistische Prophezeiungen, das Internet sei nur eine Eintagsfliege, gerade in diesen Zeiten als dreister Fake entpuppen und selbst in Schulen und Museen schnelles Internet nicht mehr nur auf den mobilen Endgeräten des Publikumsverkehrs beider Institutionen zu finden ist, werden auch hier neue Wege beschritten. Mit der Tagung „Sexualitäten sammeln. Von Körperpraktiken, Beziehungen und grenzüberschreitenden Objekten“ als zweitägige Online-Veranstaltung findet das Hygiene-Museum in Dresden einen Weg, die Eröffnung einer neuen zeitgemäßen Ausstellung in die Welt hinaus zu tragen und wünscht sich möglichst viele interessierte Teilnehmer. Im Fokus steht die materielle Kultur der Sexualitäten. Museumspraktiker*innen und Wissenschaftler*innen beschäftigen sich mit der Frage, welche Strategien und Methoden geeignet sind, die Vielfalt von Sexualitäten in Sammlungen und Archiven abzubilden und zu erforschen. Zudem werden Objekte wie Sexroboter, Kondome und Dildos genauer vorgestellt und analysiert. Klingt sehr spannend, würde ich sagen.

Produktiv war es bei SelfDelve trotz und vermutlich gerade wegen der Irrungen und Wirrungen dieses besonderen Jahres. Logisch eigentlich. Ich habe neulich im Radio gehört, dass Bücher und Videospiele auf Platz 1 und 2 der Verkaufsschlager 2020 gelandet sind. Platz 3 geht vermutlich an Sextoys. Ist man alleine oder zu zweit „eingesperrt“, machen die ja auch den meisten Spaß. Anja dankt daher allen Kunden, Testern, Bloggern, Journalisten, Kreativen und Museumsleuten für dieses besondere und produktive Jahr, das mitten in einem „verrückt-tragischen Jetzt“ die Dankbarkeit für einen Blick ins Gestern und den Mut ins Morgen zu schauen, freigesetzt hat.

Die fleißigen Spielzeugwichtel aus Dresden verabschieden sich nun in wenigen Tagen in die wohlverdiente Weihnachtspause. Vom 24.12.20 bis 10.01.21 zieht nichts als besinnliche Ruhe durch die Manufaktur. In dieser Zeit erholen sich die kreativen Helferlein von einer Überdosis Mäusespeck, der in diesem Jahr den Mais als Nummer Eins fast abgelöst hat. Es wird zwar berichtet, dass die Menschen in diesen Zeiten eher auf gesunde Lebensmittel zurückgreifen, aber wer den ganzen Tag nur noch Gemüse und Vollkornbrot mümmelt, hat vermutlich am Abend noch viel mehr Lust auf was Süßes. Wenn man sich daran orientiert, auf was die Leute scheinbar so Lust haben, hätte SelfDelve vermutlich noch mit einer Weihnachtsmarkt-Edition echt punkten können. Ich denke da an Bratwurst, Zuckerstangen und kandierte Äpfel. Aber nun gut, für alle Süßguschln (sagt man doch in Dresden so, oder?) müssen die Silicon Sweets genügen. Für alle anderen Bestellungen und Sonderwünsche steht SelfDelve ab dem 11.Januar 2021 wieder zur Verfügung. Übrigens – ich fürchte für ein Last-Minute-Weihnachtsgeschenk kommt der nun folgende Hinweis definitiv zu spät ABER: Wie schön sind bitte die Schmuckkreationen der französischen Künstlerin und Erotikschmiedin Sylvie Monthule? Die Manufaktur feiert ihren 25. Geburtstag – SelfDelve sagt „Bon anniversaire“ - mein Ladysherz tanzt beim Anblick dieser zauberhaften Kreationen und ich gehe davon aus, dass jede in Panik beim großen A geshoppte Dampfbügelstation auch beim nachträglichen Schenken eines solchen Schmuckstücks locker in den Schatten gestellt wird.

Man soll ja im Urlaub die tollsten Erlebnisse am Urlaubsende planen, so zehre man länger an den Erinnerungen, sagen die Psychologen. Meine letzte Fernreise endete daher mit einem traditionellen SakYant-Tattoo in einem Vorort Bangkoks. Und so endet dieser Artikel mit drei guten Nachrichten aus dem Jahr 2020: es gibt endlich eine klimafreundliche Alternative zu Naturkautschuk. Da in Südostasien aufgrund der weltweit hohen Nachfrage Unmengen Regenwald gerodet werden um Kautschukbäume anpflanzen zu können, hat ein norddeutsches Forschungsteam nach einer Alternative gesucht. Gefunden oder besser ERfunden wurde Kautschuk aus Löwenzahn. Löwenzahn ist anspruchslos und überlebt sogar in meinem Garten. Ich sehe, da ist was ganz Großes incoming.

In der Schweiz hat nun auch der Ständerat der Ehe für Alle zugestimmt und so den rechtlichen Weg für gleichgeschlechtliche Paare geebnet. Der schweizerische Nationalrat hatte im Sommer als erste der beiden schweizerischen Parlamentskammern und als eines der letzten Parlamente Westeuropas für die Ehe für Alle gestimmt. Wir blicken weiter durch die rosarote Positivbrille (den Positiv muss ja nicht immer was Schlechtes sein) und resümieren: Irgendwann verstehen’s auch die Letzten. Die Schweiz ist ja nicht gerade Vorreiter in Sachen Gleichstellung, wenn man bedenkt, dass Frauen dort erst seit Anfang der Siebziger wählen dürfen.

Deswegen gut, dass es Länder wie Schottland gibt, die sich trauen in Fragen der Gleichstellung auch mal ne Vorreiterrolle einzunehmen. Hier soll es nämlich bald per Gesetz Binden und Tampons in allen öffentlichen Gebäuden kostenlos und frei zugänglich insbesondere für mittellose menstruierende Frauen geben. Ich finde ja immer, dass solche Veränderungen zeigen, dass es noch so viel Entwicklungsspielraum nach oben gibt für unsere Gesellschaft, die manchmal leider viel lieber darauf schaut, was sie ist und nicht was sie sein könnte. Halt! Ich wollte nicht meckern. Zeit zum Schluss zu kommen.

Meine Wenigkeit wünscht allen Lesern und SelfDelve-Kunden besondere und gesunde Weihnachten und eine guten Rutsch (der hat Bestand – Gleitfähigkeit ist gefragt in allen Lebenslagen) in ein neues, sicher nicht weniger ereignisreiches neues Jahr.

Au revoire, Eure Müllerin