WEIHNACHTSSTIMMUNG UND SCHEIDENDE GEISTER


Seid ihr schon in Weihnachtsstimmung und wenn ja, woran macht man das eigentlich fest? Und was kommt eigentlich zuerst? Gedöns, dann Stimmung? Oder Stimmung und DANN Gedöns? Fragen über Fragen. Bei mir persönlich kommt es spontan, manchmal sehr unerwartet, gelegentlich auch äußerst zögerlich und ein andermal wieder viel zu früh. Meine Weihnachtsmetamorphose begann in diesem Jahr im September. Nachdem ich mich einige Jahre selbst kasteit hatte und mir auferlegte, wie jeder Mensch mit Kontrolle über sein Leben, Weihnachtsgebäck erst ab dem ersten Advent zu verzehren, futtere ich mittlerweile Lebkuchen, sobald sie im Laden stehen. Geläutert hat mich bis Dezember aufgeschobener Appetit konfrontiert mit lückenhaften Regalen. Wer jetzt glaubt ein häuslicher Vorrat könnte die Lösung sein, kennt meine verfressene Familie nicht. Es heißt doch immer man soll sich saisonal ernähren, also das essen, was es gerade gibt. Mach ich jetzt auch so.

Apropos Essen was da ist. Mir fallen Zucchini ein. Davon gibt’s im Sommer ja fast so viele wie im September Spekulatius. Bei Müllers scheiden sich an dem Gemüse die Geister. Ich liebs, dank seiner nichtvorhandenen Charaktereigenschaften ähnlich eines weißen Blattes, die es beim Kochen und Backen äußerst vielseitig machen. Müllermänner hassen es, weil es grün ist. Mir gelang es allerding durch meine als vollwertaffine Hauptversorgerin des Hauses im Laufe der Jahre ausgeprägten alchemistischen Kochfähigkeiten ein Rezept zu entwickeln, in dem ich eine nicht zu knappe Menge Zucchini in einem schokoladigen Brownie verstecken kann (Vielleicht habe ich auch einfach nur nach Rezepten gegoogelt … nur vielleicht). Und siehe da: sie vertilgen es mit Wonne und lieben das grüne Gemüse. Jeder tut was er kann für das Zucchini-Image.

Daher hat Anja, inspiriert durch ein stattliches Exemplar aus dem Garten der Lieblingsmitarbeiterin, nun endlich auch ein Zucchinitoy im Angebot. Und da – auch ein bisschen wie bei den Müllers – aus Uneinigkeit oftmals Großartiges entsteht, gibt es das Toy in drei verschiedenen Farbvarianten, denn scheinbar scheiden sich bei diesem Kürbisgemüse nicht nur gustatorisch die Geister sondern auch ästhetisch. Gut für die Kunden – die haben die Wahl … oder Qual. Wie man‘s nimmt. Die Zucchini-Kreatoren der Manufaktur sind jedenfalls gespannt, welche Farbvariante der Renner wird. Ich bin beim Schreiben gerade fasziniert, für wieviel Diskurs ein solch neutral auftretendes Sommergemüse sorgen kann. Da fällt mir ein: auch die richtige Größe einer Zucchini ist in der Küche durchaus streitbar. Für die Toyschublade kam allerdings nur folgerichtig ein mächtiges Exemplar in Frage. Mit 600g Zucchini verteilt auf 24 kurven- und strukturreiche Zentimeter kann man einen sehr leckeren Brownie backen ODER hat viel zum spüren und Spaß haben – auch außerhalb der Zucchinisaison.

Zurück zur Metamorphose. Ich habe dunkelgrüne Nägel mit champagnerfarbenen Glitzer. Zählt das schon unter Weihnachtsschischi? Ich komme aus einer Region, in der die örtlichen Weihnachtstraditionen als wichtigstes Kulturgut überhaupt geradezu militant verteidigt werden und strengen Regeln unterliegen. Farbtöne der Deko und Helligkeit der Beleuchtung lassen wenig Spielraum für die Mutigen. Meine Mutter hatte an unserem ersten „Nach-Wende-Weihnachtsbaum“ allover zartrosa Christbaumkugeln aus dem Quellekatalog. Äußerst dünnes Eis, wie ich finde. Und das ist wohlwollend formuliert. Ich frage mich nicht, von wem ich meinen zuweilen eigenwilligen Sinn für Ästhetik geerbt habe. SelfDelve zeigt mit ihrer weihnachtlichen Toy-Edition in Bronze, Silber und Gold viel Sinn für guten Weihnachtsgeschmack. Da ist für jede kulturelle Norm was dabei. Die Seniormüllerin wollte sich damals vermutlich einfach nur von allen Fesseln befreien. Ist manchmal ja auch ganz gut.

Etwas von dem es Weihnachten nicht genug geben kann, ist Glitzer. Glitzernde Augen, glitzernder Schnee, glitzernde Kerzen, glitzerndes Gemüse. Jawohl, richtig gelesen. Gibt’s jetzt auch in der Manufaktur. Bei meinem Biobauern gibt’s das nicht. Wahrscheinlich scheiden sich deshalb so oft die Geister beim Abendessen. Ich werd’s mit Glitzer versuchen. Wobei – MIR schmeckt was ich koche. Auch ohne Glitzer.

Gerade an Feiertagen spielt sich ja viel im Kopf ab. Kommerz aus – Liebe an heißt die zentrale Aufgabe. Das ist richtig Arbeit, wie ich finde. Und wenn im Kopf gerade viel los ist, fällt’s manchmal schwerer. Daher stockt meine Metamorphose auch gerade, ich hoffe nur, dass ich nicht doch noch die Fehlentwicklung zum Grinch nehme. Gab´s auch schon. Wenn ich mir allerdings das Weihnachtsangebot der Dildomanufaktur so anschaue, stell ich mir Anja als süße Fee im weiß-silbernen Tutu vor, die elfenhaft durch die Räume springt und mit einem Zauberstab aus Zucker und Eis von Regal zu Regal schwebt und alle Toys mit Glanz, Glitzer und Schneeflöckchen verzaubert. An den Liebespaar-Toys sind die Schneeflöckchen haften geblieben, obwohl die beiden so heftig kuscheln, dass das Flöckchen schon im Anflug schmelzen müsste. Aber sind halt Zauberflöckchen…

Was, wie an anderer Stelle bereits erwähnt, bei mir im Feiertagsvorbereitungsprozess ganz weit hinten steht, ist die Geschenkebeschaffung. Klassisches Vermeidungsverhalten. Macht es bitte nicht wie die Müllerin. Wer anstatt des Stollens (weihnachtliches) Gemüse aus Dresden verschenken will, sollte gut planen und angesichts der begrenzten Stückzahlen der Sondereditionen auch nicht zu lange warten. Auch in diesem Jahr trifft die Flut der Sendungen die Post nämlich wieder völlig unvorbereitet und es ist mit Verzögerungen zu rechnen. Der letzte Versandtag ist der 23.12., weiter geht es dann erst am 4.Januar. Verdiente Ruhe für die Elfen und Wichtel im Hause SelfDelve. Die sagen DANKE und wünschen allen Kunden, Mitstreitern und Wegbegleitern eine besinnliche Adventszeit, wunderschöne Weihnachtstage und einen glücklichen Jahreswechsel.

Ich für meinen Teil werde jetzt endlich mal meine Fensterbeleuchtung angemessen in Stellung bringen, bevor der Dorfälteste in Begleitung des Gemeinderates bei mir klingelt und mich abmahnt. In diesem Sinne auch von mir allen scheidenden Geistern, Weihnachtsfeen und Grinchs eine zauberhafte Vorweihnachtszeit.

Eure Müllerin